Virologe Hendrik Streeck aus Bonn rechnet mit einem Anstieg der Infektionserkrankungen beim gemeinsamen Verfolgen der Weltmeisterschaft. Gleichzeitig rät er aber auch, Ruhe zu bewahren, wenn es zu einer erneuten Krankheitswelle kommt. Denn mittlerweile müsse man lernen, mit Corona zu leben. Das gelte im Alltag als auch beim Public Viewing. Derzeit scheint in Katar Corona kein Thema zu sein.
Erstmalige WM im Winter
Die Weltmeisterschaft 2022 findet erstmalig im Nahen Osten und im Winter statt. In der kalten Jahreszeit können Fußballfans nicht wie gewohnt im Freien die Spiele schauen, sondern treffen sich Zuhause in beheizten Innenräumen. Dort sitzt man oftmals sehr eng und bei schlechter Belüftung zusammen. Public Viewing wird bei Minustemperaturen kaum stattfinden können. Zudem fällt die Verlagerung der Weltmeisterschaft generell in eine Zeit, in der mit mehr Infektionen zu rechnen ist. Nicht nur Corona, sondern auch andere Erkältungsviren treten vermehrt in der kalten Jahreszeit auf, wenn das Immunsystem geschwächt ist.
Virologe appelliert an Bewusstsein und Eigenverantwortung
Streeck ist dennoch der Meinung, dass mit der Situation umgegangen werden kann, wenn jeder Fan auch während der WM sein Bewusstsein schärft und Eigenverantwortung übernimmt. Wenn Erkältungssymptome auftreten, sollte man daher nicht unbedingt seine Oma im Altenheim besuchen. Außerdem solle man sich eine Gruppe aussuchen, mit der man immer gemeinsam die Spiele der WM schaut, sodass sich die Infektionen nicht noch weiter ausbreiten. Der Virologe verweist auf das Oktoberfest und die Kieler Woche, bei denen ebenfalls die Infektionszahlen angestiegen sind. Doch auch damit konnte man umgehen.
Streecks Meinung zur WM in Katar
Die eigene Fußballbegeisterung des Virologen beschränkt sich bei der WM auf die Deutschlandspiele. Allerdings gehören für ihn Weihnachtsmarkt und ein WM-Finale nicht zusammen, sondern das Fußballturnier gehöre „vom Lebensgefühl her“ in den Sommer. Aber nicht nur das Timing der WM sei schlecht gewählt, sondern auch das Gastgeberland „Es in einem Land durchzuführen, wo man Menschenrechte mit Füßen tritt – das kann ich nicht verstehen“.